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Eine Reise in die Vergangenheit und ein Blick auf unsere heutige Demokratie

Von Links nach Rechts: Elisabeth Kohlhaas, Kilian Roth, Regina Schild, Dr. Martin Kupke
Von Links nach Rechts: Elisabeth Kohlhaas, Kilian Roth, Regina Schild, Dr. Martin Kupke

 

Am 10. Oktober 2024 versammelten sich im Erinnerungsort Torgau Menschen aus ganz Nordsachsen, um im Rahmen einer offenen Gesprächsrunde der Partnerschaft für Demokratie (PfD) Nordsachsen gemeinsam den 35. Jahrestag des Mauerfalls zu reflektieren. Die Veranstaltung bot einen lebendigen Austausch über Geschichte und Gegenwart – und wie wir diese Erkenntnisse in unser heutiges demokratisches Leben einfließen lassen können.

 

Die Gesprächsrunde wurde von drei geladenen Zeitzeugen und Experten begleitet: Dr. Kupke, Regina Schild und Elisabeth Kohlhaas. Moderiert von Kilian Roth, bot der Abend nicht nur einen Blick zurück auf die Wendezeit, sondern auch eine Plattform für die kritische Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir als Gesellschaft Erinnerung lebendig halten und demokratische Werte stärken können.

 

Drei Zeitzeugen, drei Perspektiven

 

Dr. Kupke, einst Superintendent in Oschatz und engagierter Organisator der Friedensgebete, schilderte eindrucksvoll seine Erinnerungen an die Zeit der Wende. In seinem Buch „Die Wende in Oschatz“ beschrieb er die DDR als „ein einziges großes Gefängnis“. Er erinnerte an die Lügen, unter denen die Menschen lebten, die katastrophalen Umweltbedingungen und die schlechte Versorgungslage. Seine Schilderungen zeigten, wie tief die Kirche in den Wendeprozess verwoben war – eine bemerkenswerte Parallele zur heutigen Rolle der Diakonie als Trägerin der Koordinierungs- und Fachstelle der PfD Nordsachsen.

 

Regina Schild, die ehemalige Leiterin der Stasi-Unterlagen-Behörde in Leipzig, sprach über den emotionalen Druck, den viele Bürger in der DDR empfanden. Sie erinnerte sich an Freunde, die Ausreiseanträge stellten, und beschrieb das Gefühl, „keine Luft mehr zu bekommen“ in der DDR. Die Öffnung der Stasi-Akten betonte sie als wichtigen Meilenstein, um die Verhältnisse der DDR transparent aufzuarbeiten. Einen Tag zuvor hatte sie das Lichtfest in Leipzig besucht – ein Symbol des friedlichen Widerstands, das bis heute an die Macht des Volkes erinnert.

 

Elisabeth Kohlhaas, Politikwissenschaftlerin und Expertin für die Vermittlung politischer Geschichte, erlebte den Mauerfall aus dem Westen. Sie unterstrich die Bedeutung von lebendiger Erinnerung: „Erinnerung muss greifbar und emotional sein, um von der jungen Generation verstanden zu werden.“ Sie plädierte dafür, Geschichte authentisch und ehrlich zu vermitteln – dieser Aufgabe stellt sie sich tagtäglich im Erinnerungsort Torgau.

 

Erinnerung aus der Perspektive der Gegenwart

 

Ein zentrales Thema des Abends war, wie wir uns heute an die DDR erinnern. „Erinnerung ist immer ein Blick durch das Fenster der Gegenwart“, so Kilian Roth. Geschichte ist nicht statisch; sie wird von jeder Generation neu interpretiert. Dr. Kupke ergänzte: „Es ist unsere Aufgabe, die Geschichte der Wende für die heutigen Generationen festzuhalten.“

 

Elisabeth Kohlhaas brachte es auf den Punkt: „Erinnerung muss auch an das Leben, die Geschichten und die Menschen in der DDR erinnern, aber dabei den drangsalierenden DDR-Staat nicht verklären.“ Hier liegt die Herausforderung – besonders für die jüngeren Generationen, die diese Zeit nur aus Erzählungen kennen.

 

Dr. Kupke, K. Roth, E. Kohlhaas, R. Schild
Dr. Kupke, K. Roth, E. Kohlhaas, R. Schild

Demokratie ist Mitgestaltung

 

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde der Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft gespannt. Alle drei Experten betonten die Verantwortung, die wir heute tragen, um die Demokratie zu schützen und mitzugestalten. „Wir dürfen keine Angst vor der Kraft der Mitbestimmung haben“, sagte Frau Schild.

 

Kohlhaas erinnerte daran, dass die Meinungsfreiheit, für die die Menschen in der DDR gekämpft haben, auch bedeutet, Meinungsvielfalt auszuhalten – solange diese auf dem Boden des Grundgesetzes agiert. In der Diskussion wurde deutlich, dass demokratische Mitgestaltung nicht immer einfach ist, insbesondere wenn verschiedene Meinungen aufeinanderprallen. Doch genau in diesem Reibungspunkt liegt das Potenzial, das Beste für unsere Gesellschaft herauszuholen, so Frau Schild.

 

Offener Austausch und ein gelungener Abend

 

Die Veranstaltung bot nicht nur Raum für Expertengespräche, sondern auch für persönliche Geschichten und kritische Diskussionen. Gäste aus ganz Nordsachsen nutzten die Gelegenheit, um ihre Erfahrungen zu teilen. Das offene Format förderte einen respektvollen Austausch – genau das, was die PfD Nordsachsen sich für den Abend erhofft hatte.

 

Der Abend war ein voller Erfolg. In der lebendigen Erinnerung und der Offenheit für unterschiedliche Meinungen zeigte sich, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Mauerfalls nicht nur ein Blick zurück ist, sondern eine Verpflichtung für die Gegenwart – besonders in Zeiten, in denen die demokratischen Werte auf die Probe gestellt werden.

 

Zum Abschluss der Veranstaltung waren sich alle einig: Demokratie ist ein kostbares Gut, das wir aktiv mitgestalten müssen. „Dankbar sein für die Demokratie und sie schützen, indem man sie praktiziert – auch wenn es schwer ist“, resümierte Kohlhaas treffend.

 

 

Ein gelungener Abend der Erinnerung, des Austauschs und des Blicks in die Zukunft.