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Ins Schwarze getroffen...

Ein Abend voller Debatten, Lachen und Blick in die Zukunft: Rückblick auf unsere Veranstaltung

 

Am gestrigen Abend fand der Gesprächsraum der Diakonischen Werke in Nordsachsen, zur Landtagswahl Sachsen 2024 in Eilenburg statt. Der Abend brachte einen bunten Mix aus politischen Ansätzen und lebhaften Diskussionen in einer Atmosphäre, die sowohl ernsthaft als auch humorvoll war. Er war geprägt von intensiven Gesprächen, spannenden Themen und dem Austausch unterschiedlichster Perspektiven sowie auch dem Gefühl, viel mehr Zeit zum Reden zu brauchen.

 

PolitikerInnen wie Luise Neuhaus-Wartenberg (Die Linke), Kristian Kirpal (CDU), Adrian Schneider (SPD), Claudia Kurzweg (Bündnis90/ Grüne), Chris Daiser (Freie Wähler), Max Winkler (FDP), Jens Gagelmann und Harald Vauk (ÖDP), Thomas Kachel (BSW) , René Bochmann (AfD) und Steffen Große (Bündnis Deutschland) nahmen teil. Die Vertreter der Piraten, Die Partei, der Liberalen Demokraten und der Werteunion mussten kurzfristig absagen. Die Veranstaltung bot einen umfassenden Einblick in die politischen Ansätze der verschiedenen Parteien und ließ großen Raum für offene Diskussionen, was alle Anwesenden sehr schätzten.

 

Ein Fokus war das Thema Pflege/ Daseinsfürsorge – ein Bereich, der derzeit in vielerlei Hinsicht unter Druck steht. Die Diskussion drehte sich um die drängende Notwendigkeit, mehr Fachkräfte zu gewinnen und die Verbesserung der Qualität der Ausbildung. Die Einführung der generalisierten Ausbildung in der Pflege, eine EU-Vorgabe, stieß auf breite Kritik aus der Praxis ebenso wie evt. Pläne, die Pflegehelferausbildung noch weiter zu verkürzen und damit qualitativ zu verschlechtern.

 

Sowohl die Finanzierung der ambulanten und stationären Pflege als auch die Wertschätzung standen im Mittelpunkt angeregter Debatten. Es herrschte Einigkeit darüber, dass die Entwicklungen der letzten Jahre in die falsche Richtung gegangen sind und ein Umsteuern dieses riesigen Tankers, wie es ein Politiker nannte, nicht nur schwierig, sondern auch langwierig sein wird.  Pflegearbeit darf nicht unter dem Druck von Gewinnmaximierung stehen. Sie muss gewährleisten, dass Menschen in Würde altern können, ohne sich um die Finanzierung ihrer Pflege sorgen zu müssen.

Anwesende Pflegefachkräfte schilderten eindrücklich, wie ihre tägliche Arbeit aussieht und wie sehr sie an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Mehr Geld wäre sicher eine Motivation, doch gleichermaßen wichtig wäre deutlich mehr Zeit für Patienten, zum Pflegen und zum Aufmerksamkeit schenken und weniger Bürokratie. Ein Anliegen, das auf breite Zustimmung stieß.

In Bezug auf die Finanzierung der Daseinsvorsorge wurde es überraschend klar und einstimmig. Alle, einschließlich Beamten, PolitikerInnen, Selbstständige und andere bislang ausgenommene Gruppen, sollten zur Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme beitragen.

 

Ein weiterer interessanter Punkt war die Diskussion über Vorbilder in unserer Gesellschaft und deren Bedeutung für das Engagement junger Menschen. Die Runde hörte gespannt den zwei unterschiedlichen Standpunkten zu. Beim Thema verpflichtendes Soziales Jahr oder ähnliche Formen waren sich alle Parteien einig, dass es sinnvoll wäre dies einzuführen ebenso wie die Einführung eines Berufstages ab der 7. Klasse, um Kindern frühzeitig die Möglichkeit zu geben, verschiedene Berufe kennenzulernen. Etliche schon laufende Modelle zeigen, dass es funktionieren kann.

 

Der Abend hatte auch seine humorvollen Momente, etwa als das Nachwuchsproblem mit einem Augenzwinkern durch „14 Tage Licht aus“ gelöst werden sollte.

Am Ende der Veranstaltung wurden elf Abschlussfragen gestellt, die mit „Ja“, „Nein“ oder „Enthaltung“ beantwortet werden sollten. Diese Fragen reichten von einem verpflichtenden letzten Kita-Jahr vor der Einschulung bis hin zur Frage, ob Sachsen sich stärker für ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine einsetzen sollte.

 

Ein kritischer Blick auf die Teilnahme: Zeichen der Zeit?

 

Bei aller Positivität darf nicht übersehen werden, dass die Teilnehmerzahl mit 32 Gästen recht überschaubar blieb. Diese niedrige Beteiligung wirft ein Licht auf ein tieferliegendes Problem: die zunehmende Politikverdrossenheit, was auch etliche Randgespräche des Abends verdeutlichten.  Es zeigt sich, dass viele Menschen sich von der politischen Debatte entfernt haben, möglicherweise aus dem Gefühl heraus, dass ihre Stimme nicht gehört wird oder dass politische Prozesse zu kompliziert und undurchschaubar geworden sind.

Die geringe Teilnehmerzahl kann sowohl als Warnsignal als auch als Ansporn gesehen werden. Ein Signal, dass noch viel Arbeit vor uns allen liegt, um Politik wieder näher an die Menschen zu bringen, zu zeigen das Politik in all unseren Arbeitsbereichen steckt. Es kann ein Ansporn sein, kreative und inklusive Formate zu entwickeln, die die Bürgerbeteiligung stärken. Nur so können wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern und die Demokratie in ihrer ganzen Vielfalt lebendig halten. Es ist daher auch eine Chance: Es zeigt, dass es dringend notwendig ist, neue Wege zu finden, um Menschen wieder für politische Prozesse zu begeistern. Vielleicht liegt sogar eine mögliche Antwort in der Förderung direkterer und greifbarer Formate, in denen Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, ihre Anliegen unmittelbar einzubringen. Die Veranstaltung hat jedenfalls bewiesen, dass diejenigen, die teilnehmen, wertvolle und differenzierte Beiträge leisten können – ein Potenzial, das noch viel mehr Menschen erreichen sollte.

 

Es war eine gelungene Veranstaltung, die den Anwesenden sehr gut gefallen hat. Unser Feedbackbogen, in Form einer Dartscheibe, zeigte eindrucksvoll, dass wir bei den Themen sowie der Umsetzungsform voll ins Schwarze getroffen haben. Beeindruckend war, mit welcher Nachbarkeit, Ernsthaftigkeit und Sachlichkeit sich die PolitikerInnen und Gäste auf die Diskussionen eingelassen haben. Das spürbare tiefe Interesse am Gegenüber, das den Austausch prägte, war einer der schönsten Aspekte des Abends, ebenso zu erleben, wie Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Einstellungen in einem respektvollen und offenen Dialog zusammenkamen. Die Vielfalt der Meinungen und der ernsthafte Wille, einander zuzuhören und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, haben diesen Abend zu einem besonderen Erlebnis gemacht.

 

 

Ein Dank an alle, die dazu beigetragen haben, diesen Abend zu ermöglichen.

Unsere weiteren Themen: gesellschaftlicher Zusammenhalt, Kinder- und Jugendarbeit sowie Bildung und Teilhabe waren ebenso interessant und in den nächsten Tagen, können Sie hier an dieser Stelle auch dazu weiterlesen.

 

1 Jahr nach der Wahl wollen wir ein vergleichbares Format anbieten, seien Sie gespannt.